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Ausgangsbetrachtung
Reise durch Zentralthailand
Thailand/Chiang Rai 8.9.2013
Zeitig in der Früh am 3. August holten uns ein deutschsprechender Guide und ein thailändischer Fahrer in einem schönen klimatisierten Van vom Hotel in Bangkok ab. Für die dreitägige Rundreise durch das zentrale Thailand war ein dichtes Programm vorgesehen. Ich war schon sehr neugierig, wie sich das Land außerhalb der Metropole Bangkok präsentierte, da ich die schöne Landschaft Vietnams noch immer bestens in Erinnerung hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nur, dass Thailand flächenmäßig deutlich größer ist als Vietnam und 77 Provinzen hat. Die Reise startete in den Südwesten nach Damnoen Saduak zu den Schwimmenden Märkten. Vorerst machten wir allerdings einen kurzen Zwischenstopp bei einer Kokos- und Karamel-Produktionsstätte. Hier konnten wir sehen, wie aus den Nüssen über verschiedene Fertigungsstufen genussfertige Produkte für den Endverbraucher hergestellt werden. Dazu ist auch ein heißer Ofen notwendig, der mit den Schalen und Zweigen der Kokosnüsse befeuert wurde. Es gab auch Kostproben, die sehr süß schmeckten. Kokos ist in ganz Thailand ein begehrter Grundstoff und wird für viele Zwecke verwendet, zum Beispiel für Speisen und Produkte der Körperhygiene. Wenig später kamen wir bei den Schwimmenden Märkten an. Dort ging es von Anfang an richtig hektisch zu, ein echter Touristenrummel.
Wir brauchten uns um Nichts zu kümmern, alles erledigte unser Guide. Der Markt besteht aus einem Labyrinth von schmalen Kanälen (khlongs), auf denen meist Frauen in kleinen hölzernen Paddelbooten Früchte, Gewürze und andere Lebensmittel anbieten. An Ständen wird zusätzlich versucht, alles Mögliche an die zahlreichen Besucher zu verkaufen. Wir wurden in ein wartendes Langschwanzboot gedrängt und dann ging es sofort los, da blieb keine Zeit für langes Fragen oder genussvolles Erleben. Die langen schmalen Boote waren mit freiliegenden Automotoren ausgestattet und die Schrauben konnten bei Bedarf aus dem Wasser gehoben werden. Die Fahrt verlief ruckartig und laut, immer wieder schnelles Beschleunigen und dann wieder plötzliches Bremsen. Das Erlebnis war ganz interessant, doch für mich ein wenig zu unharmonisch. Am Ende vor der Ausstiegsstelle kam es zu einem Stau dutzender Boote in allen Richtungen, da noch eine Kreuzung zu überqueren war. Von schönen Holzterrassen am Ufer konnte man später das wilde Treiben aus der Höhe beobachten. In manchen Kanälen stauten sich so viele Boote, dass ein Weiterkommen kaum möglich schien.

Nach dem Besuch der sehr kommerziell betriebenen Schwimmenden Märkte ging es weiter nach Kanchanaburi in Richtung Nordwesten zu einem ruhigen und friedlichen Ort. Wir machten Halt bei einem der alliierten Soldatenfriedhöfe, auf dem sich 6.982 Grabsteine befinden. Beim Bau der sogenannten „Death Railway“ zwischen Burma und Siam (jetzt Thailand) wurden geschätzte 250.000 asiatische Zwangsarbeiter und über 60.000 australische, britische, holländische und amerikanische Kriegsgefangene von den Japanern unter schrecklichen Bedingungen in 18-Stunden Schichten eingesetzt. Der Friedhof ist sehr gepflegt und die genauen Angaben über Nationalität, Alter, Funktion und Dienstrang der Verstorbenen auf den Steinen sind sehr berührend. Die in den Jahren 1942 und 1943 erbaute Bahnlinie überquert nördlich von Kanchanaburi den Khwae-Yai Fluss (River Kwai) und an diesem berühmten Platz waren wir nun angelangt. Aus dem Jahre 1957 stammt der Film „Die Brücke am Kwai“ von David Lean nach dem gleichnamigen Roman von Pierre Boulle über den berüchtigten Flussübergang. Während die erste Brücke ursprünglich aus Holz errichtet wurde, ersetzte man diese im Jahr 1943 durch eine Eisenkonstruktion. Der Bau dieser Brücke war Teil eines japanischen Großprojekts, das diese als Antwort auf die alliierte Seeblockade starteten. Es handelte sich dabei um die mehr als 400 Kilometer lange Eisenbahnstrecke zwischen Burma und Siam.
Wie bereits erwähnt starben zehntausende Gefangene durch Cholera, Malaria, Unterernährung oder an Misshandlungen. Einer der Gründe für das menschenunwürdige, grausame und brutale Vorgehen der Japaner lag am sogenannten Samurai-Kodex. Da sie an der Schmach der Kapitulation litten, behandelten sie die Kriegsgefangenen so, als ob sie alle ihre Menschenrechte verwirkt hätten. Die jetzige zu sehende Brücke wurde später im Rahmen japanischer Kriegsreparationen wieder neu erbaut. Mit all diesem Hintergrundwissen ausgestattet war es ein sehr bewegender Moment für mich, über diese Brücke zu schreiten. Wir trafen direkt an der Brücke einen tollen Typ aus Singapur, der mit seinem gewaltigen BMW-Motorrad ebenfalls auf Rundreise war. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte er damals bereits an die 25.000 km mit seiner Maschine zurückgelegt, ohne dass je etwas Gröberes passiert wäre. Am anderen Flussufer ein wenig hinter Bäumen versteckt entdeckten wir einen neuen interessanten chinesischen Tempel, den wir noch besuchten. Es ist schon irgendwie unglaublich, was verschiedene Kulturen und Nationalitäten jeweils in ihre heiligen Stätten packen. Der Aufenthalt an diesem historischen berühmten Platz war für mich eine große Sache, da mich solche Dinge schon immer interessiert hatten. Wenn sich dazu noch eine wundervolle Naturlandschaft gesellt, ist die Freude dann doppelt so groß.

Eine halbe Stunde später waren wir bei einem ebenfalls interessanten Thema schon wieder ganz woanders angekommen. Eine gewaltige Straßenüberbrückung in Form eines wilden Tigerkopfes zeigte an, dass wir uns dem Tigertempel (Wat Pa Luangta Bua Yannasampano) näherten. Von diesem Tempel hatte ich noch niemals vorher gehört, doch meine Freundin wollte unbedingt dort hinfahren. Ich erwartete eine imposante Anlage, wo irgendwo nebenbei noch ein paar Tiger zu sehen sein würden. Alles war aber ganz anders. Einen Tempel bekamen wir gar nicht zu Gesicht, dafür eine Art Tierpark, wo dann zusätzlich in einer Schlucht freilaufende Tiger auf eigenes Risiko auf einen gemeinsamen Fototermin mit uns warteten. Obwohl es ein paar Vorsichtsmaßnahmen gab, war es wirklich unglaublich. Man ging mit einer Begleitperson von einem Tiger zum anderen, konnte die am Boden liegenden Tiere berühren und eine weitere Person, schoss mit der jeweils eigenen Kamera unvergessliche Fotos. Wie gesagt waren manche der riesigen Tiere nicht angekettet und alle dämmerten wie von Drogen betäubt schläfrig vor sich hin.
Die Mönche des Klosters geben den stark gefährdeten Tieren hier ein Zuhause, so die Aussage am Eingang des Areals. Der Abt saß seelenruhig neben den Tigern auf einem Stein. Angeblich weilen 17 Tiger im „Tempel“, weit mehr als zehn ließen sich wie Hollywood-Stars mit den Besuchern ablichten. Ich hatte zwar keine Angst, es war aber dennoch ein seltsames Gefühl. In einem umzäunten Gehege waren dann weitere Exemplare zu bestaunen. Grundsätzlich finde ich die Idee gut, Tiere zu schützen und ihnen ein Zuhause zu geben, wenn sie in Freiheit gefährdet oder verletzt sind. Inwieweit die Vorgangsweise im Tigertempel artgerecht ist und nicht an Tierquälerei grenzt, ist für mich schwer zu beurteilen. In der Zwischenzeit gibt es einige Jungtiere, die im Tempel geboren wurden. Ich vernahm auch Stimmen, die sagten, die Tiger wären betäubt. Wie auch immer, es war ein einmaliges und vermutlich nicht mehr wiederkehrendes Erlebnis.

Am Weg zum Hintok River Camp, wo wir in einem klimatisierten „Luxuszelt“ übernachten würden, kamen wir am Saiyoknoi Wasserfall im Saiyok-Nationalpark vorbei und ich konnte den Guide überzeugen, hier außerprogrammmäßig stehen zu bleiben. Wir wanderten eine Viertelstunde in schöner Umgebung zum Wasser und ich erfreute mich am breiten aber nicht starken Fall, der an riesigen teils begehbaren Felsformationen herunter stürzte und floss. Wenig später erreichten wir unser Quartier für die Nacht direkt oberhalb des Khwae Yai Rivers, der zur River Kwai Brücke weiterfließt. Luxus hatte ich mir zwar anders vorgestellt, da alles etwas modrig und feucht war, aber immerhin wurde ein brauchbares Abendbuffet angeboten.

Das Frühstück am nächsten Morgen war ebenfalls gut und so konnte der Tag angenehm beginnen. Die Lage in einer mit Bäumen umgebenen Wiese oberhalb des Flusses war im Grunde sehr idyllisch, auch das Zelt war prinzipiell in Ordnung, nur mit Luxus hatte das Alles nichts zu tun. Die Dusche war halb im Freien,
was natürlich allerlei Getier Zutritt verschaffte und vor dem Zelt war es durch den Regen ein wenig matschig. Mit Koffer und fehlender Campingausstattung war man hier völlig fehl am Platze. Ein Pärchen, das mit mehreren Koffern angereist war, hatte eine wilde Diskussion an der Rezeption und konnte das Gesehene offenbar nicht fassen. Da sich die Lage wenig später beruhigte, dürfte man sich geeinigt haben. Wir erkundeten die Umgebung. Beim Eingang zum Camp stand eine Gummibaumplantage und ein alter verrosteter Armee-Jeep war unter den Bäumen zu sehen. Danach stiegen wir zum Fluss hinunter, und die herrliche Flusslandschaft war sehr beeindruckend. Neben einem festgebundenen Floß gab es ein mit wunderschönen Steinen angelegtes Naturschwimmbecken.

Mit unserem Bus fuhren wir ein Stück flussabwärts bis zu einer Hängebrücke. Von der Brücke aus war schon die Tempelanlage Wat Lad Kaew zu sehen, die am anderen Ufer mitten in der Landschaft steht. Das Gebiet ist landwirtschaftlich geprägt. Die Bauern hatten unter anderem Melanzani und Maniok angebaut. Alles wirkte ruhig und harmonisch.
Im seichten Wasser des Flusses fuhr ein junger Thailänder mit seinem Motorbike auf und ab, um es zu reinigen, ein skurriles Bild. Dann erschallte Musik aus den Lautsprechern des Tempels und eine Zeremonie begann. Wir hatten Glück, genau zur Mittagszeit eingetroffen zu sein. Die Menschen aus der Umgebung brachten den Mönchen Essen und luden einen Geldbaum mit Scheinen auf, ein echtes Spektakel für mich, doch die Buddhisten nehmen das sehr ernst. Im Schnorren sind sich wohl alle Religionen volleinig. Der Abt hielt eine Ansprache, danach begann das Mahl. Auch die Gläubigen hatten genug zu essen. Wir verließen die Feier und betrachteten den Tempel auf der ein wenig höherliegenden Uferwiese. Das Besondere an diesem kleinen Heiligtum waren die fünf riesigen auf Sockeln sitzenden Buddhas in fünf verschiedenen Farben. So etwas hatte ich auch noch nirgends gesehen, doch der religiösen Kunst sind offenbar keine Grenzen gesetzt.

Eine Viertelstunde später waren wir beim Hellfire Pass (Höllenfeuer-Pass) angelangt. Der berüchtigte Anstieg der Eisenbahnlinie durch freigelegte gewaltige Felsformationen erhielt seinen Namen von den vielen Kriegsgefangenen, die an diesem Ort nachts bei Fackellicht und Feuern in 18-Stunden Schichten arbeiten mussten.
Mit Hammer und Meißel wurden Löcher in den Fels geschlagen und wenn diese tief genug waren, mit Dynamit gesprengt, ein langsamer tödlicher Prozess, um den Durchstich zu erreichen. Für die vielen Gefangenen, die bei dieser Arbeit ihr Leben verloren hatten, steht am Ende des Memorial Trails eine Gedenktafel. Der idyllische Wanderweg, den wir entlangschlenderten, hat somit eine grausame Vorgeschichte. Anschließend stiegen wir einen gepflegten Treppenweg hoch, um das Hellfire Pass Memorial Museum zu besuchen. Das Museum wurde auf Anregung eines ehemaligen australischen Kriegsgefangenen, der am Pass arbeiten musste, gebaut, und in einer australisch-thailändischen Kooperation im Jahr 1998 eröffnet. Seither besuchen über 80.000 Menschen jährlich diese gut gestaltete Erinnerungsstätte. Was ich in diesem Museum in Bildern sehen, hören und lesen konnte, hatte mich nicht kalt gelassen. Mit der Besichtigung des Hellfire Passes und dem Besuch im Museum war es mir zweifellos gelungen, ein paar gravierende Wissenslücken in der Weltgeschichte zu schließen, denn in der Vergangenheit liegt häufig die Erklärung für die Gegenwart. Am Schluss musste uns der Guide schon drängen, so gefesselt waren wir vom Gebotenen.

Knapp eine Stunde darauf schlossen wir das Eisenbahnkapitel mit der Besichtigung der Sai Yok–Thamkra Sae Bahnstation ab. Die ehemalige Kriegsstrecke ist heute noch auf einer Länge von 77 Kilometern erhalten und eine Fahrt von Kanchanaburi nach Nam Tok wird man vermutlich nicht bald vergessen. Wir warteten gerade im Auto auf einem Bahnübergang, als uns die Garnitur überholte. Der Bahnschrankenwärter brachte in der Folge mit eigener Kraft den Schranken nicht mehr in die Höhe und so halfen ein paar wartende Autofahrer, damit es weitergehen konnte. Der Zug fährt nur sehr langsam, und es war uns ein Leichtes, vor Eintreffen der Garnitur in der Station selber dort angekommen zu sein. Wir nahmen in einem Restaurant mit herrlichen Blick auf den Fluss und die unglaubliche Holzbrücke Platz, bedienten uns beim Buffet, das extra für uns offengehalten worden war, und warteten. Die Fotoapparate lagen bereit, als der Zug sich auch schon näherte. So ein Motiv auf einer Holzbrücke über einem Fluss entlang der Kalksteinfelsen hat man auch nicht alle Tage. Er hielt an der Station und fuhr dann ganz langsam im Schritttempo über den mehrere hundert Meter langen Brückenabschnitt, einfach voll kitschig aber real.
Nach Passieren des Zuges schritten wir ein wenig die Gleise entlang und entdeckten einen Höhleneingang. In der gut beleuchteten Höhle befand sich – wie könnte es anders sein - ein geschmückter Altar mit einem großen sitzenden goldfarbenen Buddha. Im hinteren engen Teil der vielleicht 60 Meter tiefen sich verjüngenden Höhle lag nach einer Abzweigung ein regungsloser Hund am Boden. Es war ein makabres Bild, denn ich dachte, das Tier wäre tot, wollte das aber nicht persönlich überprüfen. Auf so einer Reise gibt es wirklich an allen Ecken und Enden ständig irgendwelche Überraschungen. Plötzlich kündigte sich, während wir und andere auf den Gleisen herumspazierten, unerwarteterweise erneut ein Zug an. Da muss man schon besonderes Glück haben, dieses Schauspiel zweimal erleben zu können. Da es die einheimischen Touristen nicht schafften, rechtzeitig auf einen sicheren Platz zu gelangen, musste der ohnehin nur im Schritttempo fahrende Zug kurz anhalten. Nach diesem weiteren Höhepunkt ging unsere Reise vorbei an Reisfeldern weiter nach Ayutthaya, wo wir am frühen Abend ein wenig erschöpft im Krungsri River Hotel eincheckten.

Die Stadt Ayutthaya wurde um 1350 gegründet und liegt 76 Kilometer nördlich von Bangkok. Mitte des 14. Jahrhunderts stieg sie zum mächtigsten Königreich in Siam auf und eroberte im Jahr 1438 Sukhothai. In der Mitte des 16. Jahrhunderts kontrollierte Ayutthaya die Zentralebene und weite Teile des heutigen Thailand. Militär,- Gesetzes,- und Verwaltungswesen wurden reformiert, die Künste zur Blüte gebracht und Handelsbeziehungen mit dem Westen unterhalten. Der Niedergang setzte im 18. Jahrhundert ein und endete im Jahr 1767 mit der Zerstörung der Hauptstadt Ayutthaya durch die Birmanen. Die grandiosen Ruinen der alten Hauptstadt standen auf unserem Besuchsprogramm. Die Tempelanlage Wat Yai Chaimongkhon liegt östlich der Hauptinsel im von mehreren Flüssen durchzogenen Ayutthaya und war unsere erste Anlaufstelle. Sie wurde von König Naresuan zur Feier seines Sieges auf dem Rücken eines Elefanten über die Birmanesen im Jahr 1593 errichtet. Schon von der Ferne lässt sich in dieser Anlage einer der größten chedis der Stadt bewundern. Die zum chedi hinaufführenden Stufen werden von zwei mondops mit sitzenden Buddha-Figuren flankiert. Ein mondop ist ein Bau mit quadratischem Sockel, der einen turmartigen Dachaufbau oder ein kreuzförmiges Dach trägt. In einem mondop werden heilige Schriften oder Reliquien aufbewahrt. Von der Terrasse des chedis konnte man einen großartigen Blick auf die gesamte Anlage werfen. Dutzende mit gelben Stoffgewändern umhüllte steinerne Buddhas sitzen rund um den Turm.
Ein wenig außerhalb des Tempelareals aber mittels einer kleinen Brücke mit diesem verbunden steht ein weiteres interessantes Gebäude. Auf einem mehrstufigen Sockelaufbau umgeben von einem Altar sitzt im Inneren eine große königliche Statue. Im Park nebenan konnte ich dutzende mehr als mannshohe bunte Hahnfiguren bewundern. Insgesamt standen in der Grünanlage mehrere hundert verschieden große Hahnfiguren herum.

Im herrlich restaurierten Wat Phanan Choeng Worawihan sitzt die riesige Statue des Phra Chao Phanan Choeng aus dem 14. Jahrhundert. Wir gerieten wieder einmal mitten in eine Zeremonie der Gläubigen. Durch Hinaufwerfen von orangefarbenen Stoffmaterial, das oben von in der riesigen Schoß der Statue stehenden Männern aufgefangen wurde, erhoffte man sich, Verdienste zu erwerben. Ein farbenfrohes Spektakel, das von den Beteiligten mit Eifer betrieben wurde, aber keinerlei nennenswerte Folgen in der säkularen Welt zeitigen wird. Es gab auch einen kleinen chinesischen Tempel in der direkt neben dem Fluss liegenden Anlage. Eifrig wurde an der Verbesserung des Hochwasserschutzes gebaut. Vor einigen Jahren gab es in weiten Teilen Zentralthailands ein verheerendes Hochwasser, das auch Bangkok massiv bedrohte und worüber wochenlang auch in europäischen Medien berichtet wurde. Der Chao Phraya River, der durch Ayutthaya fließt, erreicht auch Bangkok.

Der im 15. Jahrhundert als Staatstempel erbaute Wat Phra Si Sanphet war bis ins frühe 20. Jahrhundert von Gebüsch überwuchert und präsentiert sich auch heute noch als Ruine. Die ehemalige Pracht des bis zum birmanischen Einfall von 1767 mehrfach ausgebauten und erweiterten Bauwerks lässt sich erahnen. Die Kammern der drei chedis beherbergen neben den sterblichen Überresten von Königen Buddha-Statuen und königliche Insignien. Am 5. August als wir die freistehenden Ruinen besichtigten, war es enorm heiß und selbst der Aufgang über die wenigen aber steilen Stufen zum Eingang des chedi wurde zur Qual. Die Architektur der Gebäude zeigt Merkmale des Khmer-Stils, der auch modifiziert wurde. Trotz aller Pracht und Herrlichkeit war ich in diesem Fall froh, als wir uns dem nächsten Objekt zuwandten, das gleich nebenan liegt, und wo auch Schatten zu erwarten war.

Der Wihan Phra Mongkhon Bophit beherbergt eine der größten bronzenen Buddha-Figuren Thailands. Die Statue ist heute vergoldet und wurde auf Anweisung von König Songtham von der Ost- auf die Westseite transferiert. Sie entstand vermutlich im 15. Jahrhundert und wurde mehrfach restauriert. Die zerstörerischen Birmanesen beschädigten neben anderen Verwüstungen den Kopf und die rechte Hand der Figur.

Auf einem kleinen Markt gleich neben dem Tempel verkostete ich auf Empfehlung unseres Guides gleich anschließend eine thailändische süße Spezialität, die mir trotz anfänglicher Zweifel sehr gut schmeckte. Eine starke Energiezufuhr war nach diesem Monsterprogramm auch dringend nötig. Entspannung war erst für den nächsten Tag in Sicht, an dem es auf eine Insel weiter im Südosten Thailands ging. Wir verließen Ayutthaya und reisten ins nicht weit entfernte Bang Pa-in, um die ehemalige Sommerresidenz des Königs, den Palast Bang Pa-in, zu sehen. Die herrliche weitläufige Anlage mit ihren eindrucksvollen Gebäuden hat mir gleich gefallen. Sie ist von einem 400 Meter langen und 40 Meter breiten See umgeben. Die derzeit vorhandenen Bauwerke stammen aus der Zeit der Könige Mongkut (1851-1868) und Chulalongkorn (1868-1910). Einige der Bauwerke wie der im Park stehende Aussichtsturm in Form eines deutschen Leuchtturms weisen europäische Züge auf, die der König von seinen Auslandsaufenthalten mitgebracht hatte. Der herrliche Pavillon Phra Thinang Aisawan Thipha-at (Göttlicher Sitz der persönlichen Freiheit) steht inmitten eines kleinen Sees. Eine Vereinigung chinesischer Kaufleute schenkte dem König im Jahr 1899 das Herrenhaus Phra Thinang Wehat Chamrun im chinesischen Stil.
Das gesamte Areal wurde von bewaffneten Wachsoldaten, die in ruhiger Stellung zu verharren hatten, kontrolliert. Unser Führer erklärte uns, dass die Magazine der Gewehre aber nicht geladen seien. Wie durch ein Wunder erlebten wir dann schon zum dritten Mal wieder eine Wachablöse live mit. Mit dem Besuch dieser prachtvollen Residenz endete unsere kleine Rundreise durch das zentrale Thailand und wir traten die Rückfahrt nach Bangkok an. Schon nahe bei unserem Hotel kamen wir erstmals in einen der gefürchteten Megastaus der Stadt. Eine Stunde standen wir fast am Platz und bewegten uns nur wenige Meter voran und, wenn wir nicht ausgestiegen und den Rest zu Fuß gegangen wären, würden wir vielleicht noch heute dort stehen.

Leider hatte ich vor oder während des Besuchs im Königspalast in Bangkok meine Sonnenbrille verloren oder sie war mir gestohlen worden. Vielleicht hatte ich sie auch beim Umziehen für den Palast ausgestreut, ich konnte es nicht mehr genau eruieren. Die Sonneneinstrahlung ist in Thailand aber so extrem, dass es ohne Schutz für die Augen nicht geht, das hatte ich in den letzten Tagen deutlich erkannt. Ich musste mir also noch schnell abends, bevor es weiter ging, eine neue Brille besorgen, was mich ziemlich nervte. Während sich meine Freundin in ein kleines Restaurant im Shopping-Palast setzte, suchte ich die passende Brille, was nach einigen Irrwegen im riesigen unübersichtlichen Areal später auch erfolgreich gelang.
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